Wednesday, April 18, 2007

Marcos Valle em turnê pela Alemanha / Marcos Valle auf Deutschland-Tournee


Ob Marcos Valle eigens in einem Samba-Jet zu seinen Konzerten in Deutschland anreist, wissen wir leider nicht. Garantieren können wir jedoch, daß er mit der Musik von "Jet Samba" unterwegs sein wird. Denn so lautete der Titel seines letzten Albums, das 2006 erschienen ist.


Als Acid-Jazz- und Rare-Groove-DJs in den 90er Jahren jazzige Bossas und Sambas aus ihren Plattenarchiven hervorkramten, um damit dem Publikum in angesagten Dancefloor-Clubs stilvoll einzuheizen, legten sie neben den von Sérgio Mendes eingespielten Klassikern vor allem einige Songs des aus Rio stammenden Komponisten Marcos Valle auf: etwa "Crickets Sing For Anamaria", "Batucada" und "So Nice (Summer Samba)" - mit letzterem war Valle 1966 gar ein Kunststück gelungen, das vor und nach ihm kein Künstler schaffte: gleichzeitig mit drei Versionen eines einzigen Songs in den Billboard-Single-Charts zu stehen. Vor allem in der englischen Presse wurde Valle nach der Wiederentdeckung als der "Renaissance-Mann" gefeiert. Dort erschienen auf einem Independent-Label auch drei jüngere Alben des ehemaligen Hitschreibers. In Deutschland gewann Marcos Valle eine ganze Schar neuer Anhänger, nachdem die Betreiber des Mojo-Clubs 1994 auf ihrer dritten "Dancefloor Jazz"-Compilation dessen alten Hit "Crickets Sing For Anamaria" präsentiert hatten - sieben Jahre später sollte der Song in einer von Belvedere überarbeiteten Version noch einmal auf der Mojo-Remix-Compilation "The Remix Album, Part 2" landen. Auch auf der ersten von Arnaldo DeSouteiro zusammengestellten "A Trip To Brazil"-Compilation war Valle 1998 mit demselben Song vertreten.

Anfang 2006 legte Marco Valle mit "Jet-Samba" ein brandneues Instrumentalalbum vor, auf dem er nicht nur seine Vielseitigkeit als Komponist, Arrangeur und Pianist unterstrich, sondern auch bewies, daß er noch immer so eingängige Songs schreiben konnte wie vor vier Jahrzehnten. Eingespielt hatte er die zwölf überwiegend neuen Nummern, deren Spektrum von traditionellen und modernen brasilianischen Stilen über Jazz und Latin bis hin zu Rhythm'n'Blues und Funk reicht, mit einigen der besten Musiker Rios. Dabei gelang dem damals 62jährigen erstaunlich souverän der Spagat zwischen den Klängen und Grooves der 60er bis 70er Jahre und denen der Gegenwart. Besonders erfreulich war, daß er sich dabei nicht an irgendwelchen modischen Trends orientierte, sondern unverkennbar ganz er selbst geblieben war.

Hören und sehen kann man Marcos Valle und seine Band am 13.Mai im Nightclub des Bayerischen Hofs in München, am 18. Mai beim Jazzfest in Rottweil, am 21. Mai in der Alten Feuerwache in Mannheim und am 22. Mai im Karlsruher Tollhaus. Vielleicht präsentiert er bei diesen Auftritten ja auch schon ein paar der für sein nächstes Album angekündigten neuen Songs, die er wieder gemeinsam mit seinem Bruder Paulo Sérgio schreiben wollte. Man darf gespannt sein, ob dabei wieder solche Ohrwürmer entstanden sind wie in den 60er Jahren.

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