Eumir Deodato (*22. Juni 1943 in Rio de Janeiro) - brasilianischer Jazz-Pianist, Arrangeur, Komponist und Produzent
Arnaldo DeSouteiro
Der musikalische Autodidakt absolvierte neben seiner akademischen Ausbildung ein eineinhalbjähriges Berklee-Fernstudium für Arrangement und machte eine für einen Jazzmusiker atypische Karriere. Er arbeitet bereits Mitte der 1960er Jahre intensiv als Pianist und Arrangeur in Rio de Janeiros Bossa Nova Szene. Einige bemerkenswerte LPs (z. B. Os Catedraticos) mit stark perkussivem und Orgel Schwerpunkt analog zu Aufnahmen von Jimmy Smith entstanden 1964/65. Deodato war zu jener Zeit bereits ein etablierter Musiker in der äußerst produktiven Musikszene Rios und hatte bei zahlreichen Aufnahmen mitgewirkt. Der von ihm komponierte Song Spirit of Summer gewann den 1. Preis beim Song Festival von Rio de Janeiro im Jahr 1967.
Nach seiner Emigration in die USA 1967 auf Vermittlung des Gitarristen Luiz Bonfa macht er sich nach Anfängen als Werbejingle-Komponist, Arrangeur, Studio-Musiker und Komponist zu Beginn der 1970er Jahre einen Namen als Jazz- und Funkmusiker. In dieser Zeit arbeitete er unter anderem mit Walter Wanderley, Milton Nascimento, Antonio Carlos Jobim, Marcos Valle und Joao Donato zusammen. Die folgende ständige Zusammenarbeit mit dem US-Produzenten Creed Taylor, dem Gründer von CTI Records, früher bei Verve, A&M und Impulse!, brachte Deodatos Karriere schließlich entscheidend voran. Er erhielt die Einladung Taylors, für Wes Montgomerys Down Here On The Ground (1968) zu arrangieren. Deodato zögerte zwar, doch akzeptierte er letztendlich für 3 Stücke. Bei diesen Aufnahmen spielte auch Herbie Hancock mit, später ein Pionier der Fusion, einer Stilmischung von Funk, Jazz und Rock. So entstanden Meilensteine der populären US-Musik, etwa Sinatra & Company (1971), das zweite Album von Frank Sinatra mit Songs von Antonio Carlos Jobim, außerdem entstanden Einspielungen mit Musikern wie Astrud Gilberto, Stanley Turrentine, Roberta Flack und Aretha Franklin.
1972 wirkte Deodato am CTI-All Star Concert in der Hollywood Bowl mit. Im selben Jahr entstand auch das brasilianische Album Os Catedraticos 73 mit der ersten Version von Skyscrapers. Die beginnende Popularität von Fusion Platten in den USA ermöglichte Deodato die Verwirklichung seiner eigenen musikalischen Ideen in größerem Umfang. Sein Debutalbum in den USA, Prelude (eingespielt mit Größen wie Billy Cobham an den Drums und Stanley Clarke am Bass, John Tropea an der Gitarre), bescherte ihm 1973 den großen internationalen Durchbruch. Die eigenwillige Mischung aus Klassik und Big Band, Jazz und Rock überschritt die Grenze zwischen E-Musik und U-Musik. Vor allem seine Funk-Version von Also sprach Zarathustra wurde in England und den USA ein großer Erfolg, brachte ihm einen Grammy und weitere Auszeichnungen ein und machte das Hauptthema aus der gleichnamigen Richard-Strauss-Komposition einem jüngeren, der klassischen Musik eher fernen Publikum bekannt. In einem Interview sagte Deodato, Also Sprach Zarathustra wäre ein weitgehend unvorbereiteter, spontaner Take gewesen.
Die kurze Zeit später aufgenommene Nachfolger LP Deodato 2 (1973) vereinigte ähnliche Crossover- und Fusion-Sounds, neben Eigenkompositionen wiederum bekannte Werke der E-Musik, etwa Rhapsody in Blue von George Gershwin oder die Pavane von Maurice Ravel. Dem Album blieb kommerzieller Erfolg versagt, wobei auch verkaufs- bzw. vertriebspolitische Entscheidungen des CTI-Labels eine Rolle spielten. Dies ruinierte die Beziehung zwischen Deodato und seinem Produzenten Creed Taylor und er verließ CTI. Diese und auch die folgenden LPs bei MCA und Warner Bros. werden heute vielfach wesentlich positiver beurteilt als zur Zeit ihres Erscheinens. 1989 erschien die bislang letzte LP unter eigenem Namen. Deodato beteiligte sich aber auch immer wieder an unkonventionellen Projekten, wie etwa 1976 an Aufnahmen mit dem Sänger Massimo Ranieri, bei denen unter anderem Stücke von Albinoni, Schubert, Chopin, Rodrigo adaptiert wurden.
Des Weiteren komponierte und Deodato seit den 1960er Jahren einige Filmmusiken (u. a. The Girl from Ipanema, The Gentle Rain, The Adventurers, The Black Pearl) und spielte diese zum Teil auch selber ein, zuletzt im brasilianischen Film Bossa Nova (2000). In den 1980er und 1990er Jahren machte sich Deodato vor allem einen Namen als Produzent und Arrangeur von Kool & The Gang und Björk. 1997 wurden die beiden Alben Prelude und Deodato 2 in neu gemasterter Qualität unter dem Titel CTI Master Series als CD neu veröffentlicht. Eine neue Version von Also Sprach Zarathustra lieferte die deutsche Band Mardi Gras.bb unter Mitwirkung Deodatos im Jahr 2000. Seit 2001 ist Deodato wieder als Livemusiker zu hören. Jüngere Aufnahmen unter seiner Mitwirkung stammen von Künstlern wie Carlinhos Brown, Ithamara Koorax, Lisa Ono, K. D. Lang und Milton Nascimento.
- Arnaldo DeSouteiro
Thursday, July 2, 2009
Subscribe to:
Post Comments (Atom)
No comments:
Post a Comment