Tuesday, May 27, 2008

CD of the Day - "Friedrich Gulda at Birdland"

CD of the Day
"Friedrich Gulda at Birdland" (Decca/Universal) 2007
Reissue Produced by Robert Russ
77 minutes of Gulda live at the legendary Birdland jazz club on June 28 & 29, 1956.
The CD subtitle is "The Complete 1956 Birdland Sessions" since, for the first time on compact disc, we have the 16 tracks issued on both "At Birdland" (nine tunes) and "A Man of Letters" (seven).
An excellent 28-page booklet includes rare photos from the sessions plus reproductions of the original LP covers and their respective liner notes.
Leading a stellar ensemble - Phil Woods, Idrees Sulieman, Jimmy Cleveland, Seldon Powell, Aaron Bell and Nick Stabulas - Gulda performs many originals as well as his arrangements of "A Night in Tunisia" (played only by the rhythm section, without the horns), "Out of Nowhere", "Lullaby of Birdland", "Bernie's Tune" and "All The Things You Are".
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Friedrich Guldas Jazzdebut "Live at Birdland" war in der Musikszene Europas 1958 ein unerhörter Skandal. Nicht von ungefähr hatte Guldas Plattenfirma DECCA Records zwei Jahre mit der Veröffentlichung des Mitschnitts gezögert. Denn das gab es damals nicht, dass ein "ernsthafter" klassischer Pianist im Jazzclub auftrat, das war undenkbar. Da änderte es nichts, dass die New Yorker Fachpresse nach zwei Wochen Birdland voll des Lobes für Gulda gewesen war. Oder dass er diesen Erfolg wenig später beim Newport Jazz Festival wiederholen konnte. Man machte eben entweder das Eine oder das Andere. Nun, dieses Schubladendenken konnte dem Wiener Jahrhundertpianisten zwar Steine in den Weg legen, doch aufhalten konnte es ihn nicht.
Heute ist Friedrich Guldas erster Auftritt mit seinem eigenen Jazz-Sextett, darunter so illustre Namen wie Idrees Sulieman, Jimmy Cleveland und Phil Woods, ein Dokument seiner überragenden pianistischen Multibegabung und seiner Suche nach Freiheit, musikalisch wie im Leben. Zum ersten Mal gibt es die beiden mitgeschnittenen Sessions vom 28. und 29. Juni 1956 in der richtigen Reihenfolge und auf einem Tonträger, zum ersten Mal wurde das gesamte Material liebevoll unter Verwendung der Originalbänder remastered. Fast die Hälfte der Stücke erleben ihre CD-Weltpremiere, es handelt sich um jene Titel, die von DECCA auf einer zweiten LP unter dem Titel "A Man of Letters" veröffentlicht wurden.
In den Jahren nach Live at Birdland maturierte Gulda zum die Verbindung suchenden "Wanderer zwischen Welten": Der klassische Meister bereicherte viele seiner großen Mozart- und Beethoven-Aufnahmen mit Stilmitteln, Swing und Lockerheit des Jazz. Der Jazzpianist, der den New Yorker Auftritt später einmal als "Gesellenstück" bezeichnete, entwickelte sich auch in dieser Musikform zu einem großen Könner. Gesellenstück, aber was für eines!

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